GESCHICHTE



Der Terminus "Harmonie" bezeichnet einfach Musik, die von Bläsergruppen gespielt wird. Die vergnügliche Musiziertradition solcher Bläsergruppen reicht mehrere Jahrhunderte zurück, erreicht aber ihren Höhepunkt am ausgehenden 18. Jahrhundert im Österreichisch-Böhmischen Raum mit Wien als eigentlicher Hochburg. Schon ende der siebziger Jahre unterhielt hier Fürst Schwarzenberg ein Bläsersextett. Und nachdem Kaiser Joseph II. im April 1782 ein Bläseroktett ins Leben gerufen hatte - ein Ensemble, das zur Unterhaltung am Hof wie bei öffentlichen Anlässen aufzutreten hatte - folgte bald auch der Hochadel dem kaiserlichen Beispiel. Schon Mitte der achtziger Jahre hatten die Fürsten Grassalkovics, Esterházy und Lobkowitz sowie die Grafen Kinsky und Pachta Harmonie-Ensembles in ihrem Dienst.

Keineswegs jedoch waren solche Bläserensembles allein im aristokratischen Umfeld zu hören. Der englische Musikschriftsteller Charles Burney beispielsweise berichtet von einer Harmoniemusik, die 1772 in seinem Wiener Quartier, dem Gasthof "Zum Goldenen Ochsen", erklang. Und Mozart schreibt am 3. November 1781 dem Vater nach Salzburg, er habe "auf die Nacht um 11 uhr eine Nachtmusik von 2 Clarinetten, 2 Horn und 2 Fagott - und zwar von meiner eigenen komposition" zu hören bekommen. ...die Herrn also haben sich die hausthüre öfnen lassen, und nachdemm sie sich mitten im Hof rangirt, mich, da ich mich eben entkleiden wollte, mit dem Ersten Es accord auf die angenehmste Art von der Welt überrascht." - Dies zeigt auch die variablen Einsatzbedingungen der Blasinstrumente unter verschiedensten akustischen Bedingungen.

Um den wachsenden Bedarf an Harmoniemusiken zu decken, wurde der Bestand an Originalkompositionen bald durch Bearbeitungen von Opern und Singspielen ergänzt. Doch auch Arrangements von orchestralen und kammermusikalischen Hits überfluteten den Musikalienmarkt; nicht immer mit dem Wohlwollen der Autoren. So bearbeitete Beethoven lieber selbst seine Werke, ehe er dieses Tun misstrauisch anderen zu überlassen gedachte. Dass jedoch oft sehr professionell und wirkungsvoll arrangiert wurde, zeigen die unzähligen Bearbeitungen der Herren Johann Nepomuk Wendt (mindestens fünf Mozart-Opern), Georg Druschetzky, Wenzel Sedlak u. a. Diese Fähigkeit ist offenbar auch sehr geschätzt worden, denn wiederum schreibt Mozart 1782 an seinen Vater: "Sie glauben nicht, wie schwer es ist, so etwas auf Harmonie zu setzen, daß es den Blasinstrumenten eigen ist und dabei doch nichts von der Wirkung verlorengeht." Selbst Brahms oder Rimskij-Korsakow äußerten sich ähnlich und verwiesen auf die diesbezüglichen großen Kenntnisse der Militärkapellmeister.

Die Maria Theresia Harmonie ist eine Vereinigung von Musikern aus Wien, Bratislava und Budapest, die allesamt jahrelange historische Aufführungspraxis in Ensemles wie Akademie für alte Musik-Berlin (René Jacobs), Concentus musicus (Nikolaus Harnoncourt), Concilium musicum (Paul Angerer), Musica aeterna-Bratislava, Orchestra of the Age of Enlightenment, Capella Savaria, Wiener Akademie u.a. vorweisen können. Die verwendeten Originalinstrumente (bzw. deren Kopien) mögen mit jenem Klangbild vertraut machen, wie man es vor ungefähr 200 Jahren gehört hatte.